Es ist 5.30 Uhr. Ich wache auf, weil es neben mir „Pipi!!!“ ruft. Schlaftrunken fühle ich neben mich. Na klar…das Bett ist schon nass.
Also raus aus dem nassen Bett, das Kind auf’s Töpfchen, Bett trockenlegen. Sohnemann schläft danach natürlich nicht wieder ein.
Zerknirscht und müde mache ich meinen Sohn startklar für den Tag. Waschen, anziehen, Zähne putzen. Alles unter Gezeter und Protest, denn er ist ja eigentlich auch noch müde.
Danke, der Tag ist zwar erst eine Stunde alt, aber ich habe jetzt schon genug.
Naja, immerhin werden wir heute mal ganz locker pünktlich bei der Tagesmutter ankommen.
Zeit für’s Frühstück. Und wieder „Mama, Pipi!“. Schnell schnappe ich ihn und setzt ihn auf sein Töpfchen. Der Schlüppi schon etwas nass. Naja, immerhin hat er Bescheid gesagt. Wieder umziehen. Wieder Gequengel. Weiter im Programm. Ich hole mir noch etwas zu trinken, währenddessen leert mein Kind seine Müslischale auf den Fußboden. Ich laufe also nochmal los und hole einen Lappen. Innerhalb der 30 Sekunden, die ich weg bin, steht mein Sohn vom Tisch auf und kippt sein Einkaufskörbchen voller Kinder-Kochutensilien zwischen die Müsli-Milch-Matsche auf dem Fußboden. Ich glaube ich flippe gleich aus.
Ich setze ihn zurück an den Tisch und in meinem Kopf läuft das Mantra „Lächeln und wischen“ rauf und runter. Aber zum Lächeln ist mir nun wirklich nicht mehr zumute.
Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir, trotz dem frühen Aufstehen, mal wieder zu spät bei der Tagesmutter ankommen werden.
Genervt mache ich das Kind bereit zur Abfahrt, inklusive nochmal umziehen, denn die neue Hose war ja auch voller Müsli.
Wir verlassen, beide sichtlich gestresst, das Haus und sehen einen wunderschönen Sonnenaufgang.
Ich schiebe alles, was vorher war, beiseite, vergesse die Uhrzeit, stelle mich mit meinem Kind an die Straße, kuschle ihn und wir genießen einfach nur den Moment und diese wunderschöne Aussicht.
Wahrscheinlich war das ein Mutmacher von Gott, vom Universum, vom Schicksal, nenn es wie du willst. Aber es hat meine Perspektive wieder geradegerückt.
Einen kleinen Moment durchatmen und die Welt ist wieder in Ordnung.
Welche Mutter kennt das nicht? Diese Tage an denen einfach alles schief läuft?
Damit du die in Zukunft etwas gelassener händeln kannst möchte ich dir in diesem Beitrag acht Tipps geben, wie du der Stressfalle entkommen kannst.
1. Die Perspektive
Wie du oben schon herauslesen kannst, ist Stress häufig auch eine Frage meiner eigenen Laune, bzw. meiner Sichtweise. All diese „stressigen“ Momente für sich genommen wären wahrscheinlich gar kein großes Problem gewesen. Aber ich war unausgeschlafen und es war einfach zu viel auf einmal, so dass ich kurz vorm Ausrasten stand.
Deshalb frage dich in stressigen Momenten: Ist das gerade wirklich so schlimm? Ganz objektiv betrachtet?
Ist es dramatisch, wenn mein Sohn etwas später bei der Tagesmutter ankommt?
Ist es schlimm, wenn mal das Bett oder der Schlüppi nass werden?
Ist Gematsche auf dem Fußboden wirklich einen halben Nervenzusammenbruch wert?
Was ist tatsächlich der Worst Case, der daraus jetzt gerade entstehen kann?
Diese Frage verlangt dir vieles ab und ist in der Situation gar nicht so einfach. Man kann es aber üben.
Passend dazu gibt es dann gleich Tipp Nummer 2.
2. Verlasse die Situation
Wenn uns alles zu viel wird, wir uns überfordert fühlen, oder völlig genervt sind, kann es schnell passieren, dass wir völlig überreagieren.
Wie schnell sagen oder tun wir dann vielleicht Dinge, die wir hinterher bereuen?
Und selbst wenn wir es schaffen uns noch so sehr zusammen zu reißen: Unsere Kinder spüren unsere Stimmung, auch wenn wir nichts sagen oder tun. Und das verunsichert sie teilweise noch zusätzlich.
Deshalb rate ich dir: Wenn du merkst, dass du kurz vorm Kochen bist verlasse, wenn es möglich ist, die Situation. Entferne ggf. vorher noch die Gefahrenquellen für dein Kind (Babys in den Laufstall, oder die Krabbelmatte, bei Kleinkindern Messer und ggf. auch Glas und Porzellan vom Tisch räumen, etc.) und dann gehe kurz aus dem Raum. Manchmal reicht es sogar einfach zwei Meter zur Seite zu gehen.
Atme jetzt dreimal ganz bewusst tief ein und aus. Fühle in dich hinein, bist du angespannt? Bestimmt. Entspanne ganz bewusst deine angespannten Muskeln. Lockere deine Schultern, den Kiefer, die Hände und dein Gesäß. Schließe ganz kurz die Augen.
Besser? Dann geh wieder zurück, setze ein Lächeln auf und meistere entspannt die Situation.
Diese kleine Auszeit dauert nur ungefähr zwei Minuten, aber sie kann so viel bewirken.
3. Sei dankbar
Dieser Punkt ist ganz ähnlich wie der erste und doch wieder anders.
Wenn du rasend wütend bist erscheint dir alles gerade mies. Und schnell wird aus einer einzelnen Sache eine Katastrophe. Ein verkorkster Morgen ist dann schnell ein ganzer mieser Tag. Ein Fußboden vom Müsli befreien wird ein „ständig muss ich nur putzen“.
Ich glaube mehr Beispiele muss ich nicht aufführen, du wirst deine eigenen haben.
In dieser Negativspirale gefangen übersehen wir schnell das viele Gute, was uns den Tag über noch so begegnet ist.
Wenn du also das Gefühl hast, dass alles negativ ist, dann richte deine Gedanken bewusst auf das Positive aus. Wofür bist du dankbar?
Je nachdem, wie fest du schon in der Spirale steckst, musst du vielleicht ein bisschen suchen. Aber ich bin sicher du findest etwas, denn es gibt immer etwas. Du lebst, du hast Internet (sonst könntest du diesen Beitrag ja nicht lesen), vermutlich ein Dach über dem Kopf und wahrscheinlich auch genügend zu essen. Fang mit kleinen Dingen an und du wirst immer mehr finden und es wird dir mit der Zeit immer mehr einfallen. Sprich es laut aus, wofür du dankbar ist, das kann den Effekt noch zusätzlich verstärken. Und nach und nach wird deine Sichtweise sich verändern.
4. Visualisiere ein Stoppschild
Du findest den Absprung nicht? Schaffst es nicht aus den negativen Gedanken, oder die Situation zu verlassen?
Dann male dir ein großes, dickes, fettes, rotes Stoppschild vor dein inneres Auge und halte an.
Auch wenn es dir gerade nicht passt. Aber Stopp ist nun mal Stopp.
Oft hilft das schon, um den Absprung zu kriegen.
Wenn du merkst, dass dir das häufiger schwer fällt kannst du dir auch ein solches Schild malen oder ausdrucken und an einen gut sichtbaren Ort aufhängen. So brauchst du im Fall es Falles nur auf das Schild schauen und du wirst dich erinnern, dass du anders denken oder die Situation verlassen wolltest.
5. Mache und denke nur einen Schritt nach dem nächsten
Oft sehen wir einen riesigen Berg Arbeit vor uns und haben keine Ahnung wie wir den bewerkstelligen sollen. Zumal mit Baby alles sowieso viel länger dauert als normalerweise und wenn dann eventuell sogar noch ein Kleinkind dazu kommt, räumt man einen Schrank ein, während das Kind einen anderen wieder ausräumt. Schnell kommt das Gefühl auf, dass es einfach nicht machbar ist alles zu schaffen.
Und ganz ehrlich? Es gibt Tage, da ist es tatsächlich nicht machbar. Aber das ist okay. Du bist Mutter und die Zeit mit deinem Baby ist kostbar, denn sie kommt niemals zurück. Jeden Tag wird es älter und selbstständiger. Dein Haushalt läuft dir nicht weg, für den hast du noch jede Menge Zeit, wenn deine Kinder groß sind.
Deshalb ist es völlig okay und auch normal, wenn du nicht alles so schaffst, wie du vielleicht gerne würdest.
Um aber doch zumindest das Nötigste zu schaffen und nicht vor lauter Überforderung gänzlich zu erstarren, empfehle ich dir immer nur einen Schritt nach dem nächsten zu machen. Und ja, auch zu denken.
Schau dich um. Was stört dich am meisten, was muss am dringendsten erledigt werden? Was würde am meisten zu deinem Wohlbefinden beitragen?
Wenn du das rausgefunden hast, mache nur diese eine Sache. Ignoriere das Chaos, was währenddessen vielleicht an anderer Stelle entsteht. Ignoriere dein Handy und konzentriere dich nur auf diese eine Aufgabe. Und ggf. natürlich auf dein Baby, das kannst und sollst du nicht abstellen oder ignorieren.
Selbst die eine Aufgabe ist zu groß? Dann teile sie auf in mehrere kleine Schritte, die du in ca. 10-15 Minuten erledigen kannst, auch mit Kind. Und dann gehst du nur den ersten Schritt.
Ist die Aufgabe, bzw. ein Teil davon erledigt? Dann darfst du stolz auf dich sein. Du hast etwas geschafft und bist deinem Ziel einen Schritt nähergekommen. Lehn dich kurz zurück, nimmt dir einen Moment Qualitätszeit mit deinem Kind. Und wenn du dann wieder zu Kräften gekommen bist, kannst du den nächsten Schritt anpacken.
Du musst nicht alles auf einmal schaffen und schon gar nicht allein.
6. Achte auf dich selbst und lebe ausgewogen
Wie ich es oben schon erwähnt habe, bin ich schneller genervt und gereizt, wenn ich zu wenig oder schlecht geschlafen habe. Und gerade wir Mütter leiden häufig unter Schlafmangel und Zeitnot.
Aber es ist so wichtig, dass du gut auf dich achtest. Achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, frische Luft, Bewegung und Pausen, bzw. Zeit für dich.
Ja, das ist herausfordernd als Mutter. Schließlich gibt es da mindestens ein kleines Wesen was auf uns angewiesen ist und ständig unsere Aufmerksamkeit einfordert.
Aber dein Kind hat nichts davon, wenn du dauerhaft gestresst und genervt bist.
Wenn es dir selbst gut geht kannst du viel besser Qualitätszeit mit deinem Kind verbringen.
Und Dinge wie Haushalt und co. kannst du auch noch in Perfektion erledigen, wenn dein Kind groß und aus dem Haus ist.
Deshalb schlaf, wenn dein Kind schläft, geh mit deinem Kind an die frische Luft, nimm dir auch mal Zeit für dich und pass gut auf dich auf.
Wir sind zwar echte Löwenmamas, aber auch unserer Kräfte sind begrenzt.
7. Sprich über deine Gefühle
Manchmal hilft es seine Gefühle auch einfach mal zu verbalisieren.
Wenn du genervt bist ruf eine Freundin an oder sprich mit deinem Partner.
Selbst deinem Kind kannst du deine Gefühle erklären. Sag ihm „Ich bin jetzt gerade gereizt, weil ich noch müde bin. Meine schlechte Laune hat aber nichts mit dir zu tun.“. Das hilft deinem Kind dich besser zu verstehen und es lernt auch besser mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen, weil es ein gutes Vorbild hat.
Kinder können unsere Gefühle nur verstehen, wenn wir sie ihnen mitteilen.
Ganz ähnlich ist es übrigens auch mit dem Partner / der Partnerin. Wer erwarten oft, dass unser Gegenüber doch wissen müsste, wie es uns geht. Schließlich sieht man uns das doch an, oder jeder wäre bei diesem Pensum, was wir leisten, genervt.
Aber auch unsere liebsten Mitmenschen können uns nur vor den Kopf gucken und es hilft ungemein, wenn wir unsere Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse ganz klar kommunizieren.
8. Hol dir Hilfe
Wir Menschen sind soziale Wesen und nicht dafür gemacht mit all unseren Problemen alleine fertig zu werden. Wir sind auch nicht dafür geschaffen gleichzeitig die perfekte Mutter, Ehefrau, Haushälterin, Köchin, Geliebte, etc. zu sein. Diesem Druck können wir nicht standhalten. Und das müssen wir auch nicht.
Hol dir Unterstützung mit ins Boot. Sprich zum Beispiel mit deinem Partner was er dir an Aufgaben abnehmen könnte. Oder sag ganz klar, dass du mal eine Pause brauchst.
Gibt es noch Großeltern oder Freunde in deinem Umkreis, die euch euer Kind vielleicht mal für einen Moment abnehmen können?
Kannst du vielleicht sogar einen Babysitter engagieren?
Vielleicht bringt auch eine Reinigungskraft Entlastung in deinen Alltag?
Es gibt so unzählige Möglichkeiten, wenn wir nur von unserem eigenen hohen Anspruch, alles alleine gewuppt zu bekommen, herunter krabbeln und einfach bereit sind Hilfe anzunehmen.
Darüber hinaus gibt es auch noch etliche Beratungsstellen an die du dich wenden kannst, wenn du tatsächlich nicht mehr weiterweißt.
Bleib nicht allein, lass dir helfen.
Du weißt nicht an wen du dich wenden sollst? Deine Freunde haben alle keine Kinder, oder haben einen völlig anderen „Erziehungsstil“ als du? Durch Corona sind deine Kontakte extrem eingeschränkt? Du wünscht dir eine kompetente Ansprechpartnerin an deiner Seite und gleichgesinnte Mütter mit denen du dich austauschen kannst?
Das ist auch mein Traum und deshalb plane ich die Eröffnung der exklusiven Muckelino Community. Wenn du nähere Informationen rund um die Community erhalten möchtest, dann trag dich in die exklusive Community Newsletterliste ein.
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